Heimat ist, was man draus macht

nah + gern | Heimat ist, was man draus macht

Heimat – ein großes Wort, so oft gesprochen und benutzt, dass man manchmal nicht mehr weiß, was es eigentlich für einen persönlich bedeutet. Ist Heimat immer gleich ein Ort? Oder vielmehr dort, wo die Menschen sind, die man mag? Kann es aber auch sein, das Heimat dort ist, wo man selber bereits ist? Diese Woche habe ich mehr darüber nachgedacht als sonst und mich mit verschiedensten Menschen ausgetauscht. Auslöser war die Aktion „nah + gern“, bei der ich mitgeholfen habe und die im Rahmen des ökoRAUSCH Festivals im motoki Wohnzimmer in Köln Ehrenfeld noch bis Samstag stattfindet.

Auf spielerische Art und Weise kann man dort das Thema Heimat für sich persönlich reflektieren. Bei dem Stimmungsbarometer durchläuft man 15 Fragen, die man mit Ja oder Nein beantworten kann, wie etwa „Sehnst Du Dich nach Heimat?“ oder „Gibt es eine Person, bei der Du Dich zu Hause fühlst?“. Die Fragen sind sehr fein gestellt, machen nachdenklich, lassen in sich gehen. So konnte man bei der Ausstellung beobachten, dass viele Teilnehmer (einschließlich man selbst) ganz still geworden sind, als sie ihr Ja oder Nein mit  Hilfe von Haselnüssen gewählt haben. Erst später, im Austausch mit anderen, wurde es wieder lauter im Raum und Heimat ein gemeinsames Thema.

Auch wenn dabei die Meisten individuelle Bilder im Kopf haben, die oft aus eigenen Erinnerungen heraus geschöpft werden, so gibt es Bereiche, die nahezu jeder mit Heimat in Verbindung bringt: Orte, Menschen, Erinnerungen, Taten, Gerüche, Gegenstände, Worte… Der Unterschied liegt lediglich darin, welche Bedeutung man dem einzelnen Bereich zu ordnet. So habe ich anfangs gedacht, Heimat müsse immer gleich ein Ort sein; begrenzt auf einer Landkarte, benamt und in Bildern festgehalten. Doch wird ein Ort nur zur eigenen Heimat, wenn man ihn persönlich besetzt; mit Erinnerungen, positiven Erfahrungen, vertrauten Menschen. Wenn nicht, so bleibt es einfach nur ein Ort, irgendwo auf einer Landkarte. So könnte Heimat also immer verknüpft sein mit den Menschen, die dort waren und mich begleitet haben, dachte ich. Meine Familie, engste Freunde… doch was ist, wenn man geliebte Menschen verliert? Ist man dann heimatlos und baut sich einfach eine Neue?

Nach einiger Zeit habe ich für mich persönlich erfahren, dass Heimat nur dort sein kann, wo man selber ist: in uns. Wir tragen sie in unserem Herzen. Und wenn wir es schaffen uns frei zu machen von allem Äußeren und ganz bei uns sind, dann wird uns unser Herz dahin leiten, wo wir Heimat leben können. Heimat ist kein Mensch, kein Ort, kein Gegenstand, keine Erinnerung. Heimat ist Hier und Jetzt, und da sind auch wir. So zu empfinden ist anfangs schmerzlich, weil wir uns von allem lösen, an das wir zuvor so sehr geklammert haben. Wir denken oft, wenn wir Orte und vor allem Menschen loslassen, verlieren wir sie. Doch sie bleiben, sind da, begleiten uns, solange wir einfach nur präsent sind. Auch wenn mich dennoch Fernweh einholt, so ist mir bewusst, dass dies nur eine Sehnsucht nach Freiheit ist, und ich nie Heimat außerhalb von mir finden werde.


Die Aktion „nah + gern“ ist noch bis morgen, Samstag den 12. Oktober 2012 von 14 bis 20 Uhr im motoki geöffnet. Außerdem geht die Ausstellung in die Verlängerung mit einem Freiraum Gottesdienst zum Thema „Heimat“ in der evangelischen Friedenskirche Köln Ehrenfeld. Auch hier wird es mehrere Stationen geben, denen man sich mit allen Sinnen nähern kann.

nah + gern | Heimat ist, was man draus macht
motoki Wohnzimmer
Stammstr. 32-34
50823 Köln
9. bis 13. Oktober 2012
Di-Fr 19-22 Uhr und Sa 14-20 Uhr
Website und Facebook

Heimat | Freiraum für Seele und Sinne
Friedenskirche Ehrenfeld
Rothehausstrasse 54
50823 Köln
14. Oktober 2012
19 Uhr
Website und Facebook

 

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