KarmaKonsum Konferenz 2011

Unter dem Motto „ Empowering a new Spirit in Business“ trafen vergangene Woche vom 09. bis 10. Juni Experten und Interessenten bei der KarmaKonsum Konferenz 2011 in Frankfurt zusammen. Zum bereits fünften Mal in Folge standen für zwei Tage die Themen verantwortungsvolles Wirtschaften und nachhaltige Lebensstile (LOHAS) im Vordergrund. Wie es bei jeder Idee so ist: sie fängt klein an und entwickelt sich immer weiter. So auch die KarmaKonsum Konferenz, die vor 5 Jahren in einem Raum mit ein paar wenigen Teilnehmer ihren Anfang fand und nun als vorbildliche Fachtagung im Bereich „Nachhaltigkeit“ in den Räumen der IHK Frankfurt thront. Die ausgewählten Vorträge werden von Vorreitern der nachhaltigen Bewegung gehalten, wie z.B. Brent Schulkin, dem Gründer des CarrotMobs, Prof. Dr. Niko Paech mit seiner Theorie über „nachhaltigen Konsum, Suffizienz und urbane Subsistenz“ und Dr. Ursula Müller mit den Ergebnissen aus ihrem Buch „Urban Gardening“. Das Gehörte wird in Gesprächen während den fairen Kaffeepausen zwischen Bionade und Bioapfel vertieft. Schnell ist man bei der Sache, schnell kommt man in eine neue Diskussion. Das Publikum ist gemischt von jung bis alt, doch alle gleichsam interessiert an einem nachhaltigem, bewussten Lebensstil. Dementsprechend ist der Umgang miteinander: umsichtig und freundlich. Gutes Karma liegt in der Luft.

1. Brent Schulkin (CarrotMob)

Brent Schulkin gewinnt die Sympathie aller Hörer im Raum als er erklärt, dass Deutschland „best country of CarrotMob“ sei. Die Deutschen haben scheinbar das Selbstmacher-Prinzip des CarrotMobs bestens verinnerlicht und damit einen Weg gefunden selbst aktiv zu werden. Ohne zentrale Organisation funktioniert die Idee nach dem Prinzip: „Change your Business“. Eine genaue Beschreibung der Funktion dazu auf der offiziellen Website des CarrotMobs. Nach der mittlerweile weltweiten Verbreitung dieser Bewegung (von Mexiko-City über Singapur bis Berlin), spricht Brent von dem Ziel nun auch große Marken und Unternehmen nach dem CarrotMob-Prinzip zu einem guten Zweck zu ändern.

2. Christa Müller (Urban Garding)

Als Christa Müller auf die Bühne kommt, bin ich fast schon hibbelig. So sehr hab ich mich (und mein grüner Daumen) auf ihren Vortrag gefreut. Basierend auf ihrem Buch „Urban Gardening – Über die Rückkehr der Gärten in die Stadt“ beschreibt sie die Ergebnisse ihrer Studien und Beobachtungen. Wie eine Art Renaissance der Gartenarbeit, findet das Gärtnern der Neuzeit dort statt wo man ist. Sprich: die Form der isolierten Schrebergärten wandelt sich hin zu Gemeinschaftsgärten (à la Prinzessinnengärten in Berlin Kreuzberg) und sozialem Miteinander vor der eigenen Haustür. In unserer Gesellschaft zeichnet sich eine Sehnsucht nach Natur und Gemeinschaft ab, weg von Wirtschaftsprioritäten. Selbstbestimmte Orte gewinnen an Bedeutung, eine Kultur des Selber-Machens wächst heran, die Kontrolle wird zurück gewonnen. „In den USA gilt die Öko-Kiste schon als das neu iPhone.“ so Ursula Müller. Gute Nachrichten!

3. Niko Paech (nachhaltiger Konsum)

Ein weiteres Highlight: Niko Paech. Von ihm und seinem Thema hatte ich vorher schon gehört und bin daher umso gespannter ihn nun selber live erleben zu können. Er greift das bereits bekannte Thema Peak Oil (= die Höchstmenge an förderbarem Erdöl) auf und bestärkt die Tatsache, dass sich der jetzige Wohlstand so in Zukunft nicht mehr halten wird. Recht schnell wirft er die Frage in den Raum: Ist es dann besser weniger oder anders zu konsumieren? Deutlich sollten wird uns dabei machen, dass nicht jedes Bedürfnis zwangsläufig auch mit Konsumgütern verbunden sein muss. Menschliche Werte wie z.B. Anerkennung, Liebe, Sicherheit können durchaus auch durch ganz andere Wege befriedigt werden. Bis dato ist es so, dass der Großteil des Konsums von Fremdleistung erbracht wird. Der Nachteil daran für uns ist A) dass wir von Fremdleistung abhängig sind und B) dass Fremdleistung auch immer als wachsende Wirtschaft vorgesehen ist (siehe Erdöl). An dieser Stelle schärfen alle im Saal nochmals ihre Aufmerksamkeit, da Niko Paech die interessanten Fremdwörter Resilienz und  Suffizienz in den Raum wirft. Im gleichen Moment erklärt er diese Begriffe so einleuchtend, dass mir bewusst wird was dies angewandt für meinen/ unseren Alltag bedeutet. Geht es doch vor allem darum in kleinen Systemen „gesund“ und unabhängig vom Gesamten existieren zu können und sich in der Begrenzung des eigenen Konsums zu schulen. So ein tiefgründiges, facettenreiches Thema und so wenig Fragezeichen im Gesicht. Ich bin begeistert!

Zu einem entspannten Abschluss finden wir an diesem Abend durch den YogaMob. Keine Frage: meine Yogamatte hab ich natürlich direkt eingepackt, als ich im Vorfeld davon erfuhr. Bisher war mir die Yoga-Praxis eher im geschlossenen Raum bekannt. Klar haben wir in Düsseldorf auch schon Yoga im Park gemacht und ich für mich alleine auf der Dachterrasse, aber nun hier auf dem Börsenplatz mit mehr als 60 Yogis (wahrscheinlich waren es noch mehr… ich kann so schlecht schätzen); das ist etwas Neues für mich. Umso überraschter bin ich, als ich meinen Platz auf der Matte finde und es hier so gar nicht viel anders ist als in der Räumen des vertrauten Yogastudios. Egal wo ich hinschaue, blicke ich in ein lächelndes Gesicht. Auch die Menschen um uns herum, und das sind nicht wenige, sind fröhlich miteinander, fast so als würden sie uns gar nicht bemerken. Zusammen sind wir hier, vor der IHK, entspannt und friedlich. Die Yoga-Praxis mit geschlossenen Augen intensiviert dieses Gefühl noch mehr und ich fühle mich verbunden mit Menschen, die (eigentlich) gar nicht kenne. Ein glückseliger Moment. Und eine Möglichkeit all jenen zu danken, die dies ermöglicht haben…

Getragen von der Entspannung und einem freien Geist, kommen wir so langsam zum Finale des heutigen Abends. Zum nun schon 3. Mal wird gegen 20 Uhr der KarmaKonsum Gründeraward verliehen, der in diesem Jahr an die Gründer von ecosia geht. Bisher wurde durch die Nutzung der grünen Suchmaschine schon 257.945,46 € erwirtschaftet und für den Regenwald gespendet. Und das alleine nur durch den Wechsel von einer Großen (wie Google) zu einer (bisher noch) kleinen Grünen. Alle angefangenen Gedanken und Gespräche werden anschließend bei vegetarischen Snacks und Espresso vertieft. Lange bleibe ich nicht alleine stehen. Treffe ich hier doch auf soviel Gleichgesinnte und Auch-So-Denker. Die nette (Mädels)runde an meinem Tisch versüßt den Abend und wir mir noch länger in Erinnerung bleiben.

Tag zwei auf der KarmaKonsum Konferenz

Er beginnt weniger früh als am Tag zuvor, doch nicht unbedingt weniger müde. Die Nacht im 5Elements Hostel war dank Ohropax ruhig und erholsam. Doch die Vorträge, Gespräche und Gedanken vom Vortag haben noch keine Ruhe gefunden. Und das wir heute auch erst noch so bleiben. Um 9 Uhr öffnen erneut die Türen der IHK für das bevorstehende GreenCamp. Dabei werden insgesamt 30, von den Teilnehmern eigens gewählte Referenten ihr Thema in einem Workshop den ganzen Tag über präsentieren. Als Teilnehmer können wir in der Zeit an drei verschiedenen Workshops teilnehmen, die jeweils immer 1 Stunde und 15 Minuten dauern werden. Bei dem Angebot gar nicht so leicht das passende Thema zu finden. Auf sieben kann ich mich einigen, die ich nach Prio sortieren und den Tag über noch mal überdenken werde. Doch an erster Stelle und ohne nachdenken steht Gerd Wessling mit seinem Vortrag über die Transition Town Initiativen in Deutschland. Als Frischling bei der Transition Town Initiative Köln will ich mir seinen Vortrag natürlich nicht entgehen lassen und freue mich auf seine Erfahrungen aus Bielefeld. Ansteckend ist sein lockere, fröhliche Art, so dass schnell ungezwungene Stimmung am Tisch herrscht. Als er beginnt das Thema vorzustellen, erntet er schnell zustimmendes Nicken, da es bei Transition Town ja vor allem darum geht lokal aktiv und unabhängig zu werden. Und das betrifft im Prinzip jeden.

Neben dem Abgleich von Kopf und Herz vergessen wir oft die Hände. Sind es doch sie, die unsere Ideen erst Wirklichkeit werden lassen. Hauptziel dieser seit 2006 aktiven Bewegung ist das harmonische Verhältnis zwischen der Verhinderung von Peak Oil (siehe Niko Paech) und einem positiven Klimawandel. Wie kann man dieses große Ziel erreichen? Hauptsächlich durch Verzicht, wo wir wieder bei dem schönen Wörtchen Suffizienz wären. Auffällig ist, dass die Idee der Transition Town so gut und einfach funktioniert. Woran liegt das? Vor allem daran, dass man zusammen, aktiv die Lösung findet und nicht einfach darauf wartet. In dem lokalen Zusammenkommen ist jeder Mensch und jede Idee richtig. Dadurch wird natürlich die Wertschätzung des einzelnen gesteigert im Gegensatz zu einem hierarchischen System. Die Gesellschaft, jeder einzelne von uns ist auf Sinnsuche. Gerd Wessling beschreibt die Transition Town Initiativen als eine Art „Ablöse der kirchlichen Gemeinschaft“. Wobei der aktive Beteiligung und Bestimmung noch hinzukommt. Gerne würde ich hier  (wie einige Andere auch) noch weiter seitzen bleiben um das Thema zu vertiefen, doch neue Platzanwärter und weitere spannende Workshops treiben mich weiter.

Mein Fazit

Am Nachmittag verlässt mich dann doch meine Aufmerksamkeit. Soviel Input will auch vertieft werden, mehr passt nicht rein. Mit ein paar bekannten Gesichtern lasse ich den Tag ausklingen und entscheide mich für einen früher Zug zurück nach Düsseldorf. Zwar verpasse ich dann den KarmaRide. Aber wenn ich da noch mit radle, komme ich gar nicht mehr weg aus Frankfurt. Doch so gut hat es mir gefallen, dass es ein nächstes Mal geben wird. Und vorher kommt der YogaMob noch nach Düsseldorf!

 

3 Kommentare
  1. Marvin sagte:

    Hallo Frau Klütsch,

    Ich bin begeistert – ihre Berichte lesen sich wie zartschmelzende Schokolade!
    Und: man will immer mehr davon – mmmmmh! :-)

    Viele Grüße aus der Schweiz,
    Ihr Herr Hoff

    Antworten
    • daklue sagte:

      Hallo Herr Hoff,

      solch ein herzerwärmendes Kompliment.. das schmilze ich gleich dahin!
      Ein Grund mehr weiter und weiter zu schreiben. Garantiert. :-)

      Liebe Grüße aus der Stadt am Rhein,
      Ihre Frau Klütsch

      Antworten

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] Lächeln in mein Gesicht, das noch lange über den Abend hinaus anhielt. Bereits in meinem Bericht über die KarmaKonsum Konferenz beschloß ich innerlich, daß der YogaMob auch nach Düsseldorf kommen müsse, ohne dabei zu wissen […]

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