4. Ort: COLABOR schafft Raum für Nachhaltigkeit
Nachhaltig aktive Unternehmer gibt es Köln mittlerweile eine ganze Menge, einen Ort dafür bisher allerdings nicht. Bisher. Denn aus dieser Not machte das Team um Martin Herrndorf, Miriam Pflüger und Katharina Schwartz im November 2012 eine Tugend, und gründete gemeinsam das COLABOR | Raum für Nachhaltigkeit in Köln-Ehrenfeld. Mit diesem Raum wollten sie einen festen Ort in Köln schaffen, in dem Nachhaltigkeits-Pioniere arbeiten und präsent sein können. Entstanden ist eine Plattform, die jetzt schon NGOs, nachhaltige Unternehmen sowie engagierte Freiberufler zusammenbringt und damit einen Impuls für den gesellschaftlichen Wandel setzt. Dies konnte ich zur Eröffnung live miterleben und das Team zwei Monate begleiten. Daher für mich der 4. und gleichzeitg gelebte nachhaltige Ort in Köln.
Neben dem Mangel an passenden Angeboten, bewegt das COLABOR-Team natürlich auch eine Vision, die ihre Gedanken lebendig werden lässt. Engagierte Menschen, Unternehmer und Initiativen sollen an einem Ort gebündelt zusammenkommen, um so konzentriert den gesellschaftlichen Wandel hin zu einer sozial gerechten und ökologisch tragfähigen Welt zu bewegen. Revolutionäre Gedanken lassen sich mit Sicherheit digital via Social Media und Co breiter streuen als analog auf der Strasse, jedoch benötigt wirkliche Veränderung immer reale Menschen, die verbindlich handeln und mutig nach vorne gehen. Besonders effektiv ist dies vor Ort, lokal, da wo man ist.
Vorbild waren neben The HUB, die Nachhaltigkeit und Coworking bereits in über 30 Städten umgesetzt haben, auch lokalen Pioniere wie das betahaus Köln oder der Solution Space. Weil Letztere bisher kein spezifisches Angebot für Nachhaltigkeits-Pioniere haben, setzt das COLABOR genau da an, mit klarem Fokus.
Erst die Menschen im und um das COLABOR machen den Raum zu einem „Raum für Nachhaltigkeit“. Alle drei Gründer sind selbst Sozialunternehmer und jeder unterschiedlich nachhaltig aktiv. In der Kölner Nachhaltigkeitsszene seit Jahren aktiv und bekannt: Martin Herrndorf. Zurückgekehrt aus der Schweiz ist er neben seinem ehrenamtlichen Engagement für Formate, wie die Socialbar Köln, als freiberuflicher Berater zu entwicklungspolitischen Fragen für Unternehmen und öffentliche Institutionen tätig. Als zweites mit dabei ist Kommunikationsdesignerin Katharina Schwartz, die ein besonderes Händchen für nachhaltiges Design hat, was man im COLABOR live über die Einrichtung erleben kann. Außerdem vertreibt sie unter dem öko-sozialen Modelabel Üvverall eigene Eco-Fashion und Accessoires. Dritte im Team ist Miriam Pflüger, Gründerin und Geschäftsführerin von BraveHearts International, einem Vertrieb für nachhaltige Filme. Sie hat beispielsweise „Taste the Waste“ erfolgreich in die deutschen Kinos gebracht.
Als Raum für Nachhaltigkeit ist das COLABOR vielseitig nutzbar. Hier kann man auf 140 qm in erster Linie arbeiten, aber auch Räume mieten für Workshops, Meetings und größere Events. Die Inneneinrichtung und Möbel ist so modular angelegt, dass der Raum innerhalb einer Stunde auch schon mal vom Gemeinschaftsbüro zum Vortragssaal wird. Die insgesamt 12 Arbeitsplätze verteilen sich großzügig im hellen, offenen Raum mit Blick auf die ebenerdige, begrünte Terrasse. Wer etwas mehr Ruhe oder Platz braucht, kann außerdem den Meetingraum nutzen. In welchem Intervall man die Coworking-Arbeitsplätze nutzt, bleibt jedem selbst überlassen. Man hat die Wahl zwischen Voll-, Halb- und Viertel-Tisch, jeweils mit entsprechenden Zusatzleitungen. Die faire Kaffeeküche und Couchecke mit fachlich passenden Magazinen und Büchern sind inklusive.
Erst zwei Monate sind vergangen seit der Gründung des COLABORs und schon füllt sich die Liste der Events, die dort bereits statt gefunden haben. Regelmäßig jeden Monat mit dabei das GoodLunch, eine gemeinsame Mittagspause, bei der ein nachhaltiger Aktivist seine Idee vorstellt, wie zum Beispiel Diego Gardón, der Gewinner des ökoRAUSCH Brutkastens, mit seiner Wildpflanzenkiste oder Gründer Till Bohn mit seinem erfolgreichen Bio-Ingwer-Likör „Ginger Cat“. Einen ganzen Abend lang widmet sich das COLABOR nachhaltigen Themen im Rahmen ihres Formates COLABOR Lounge. So stellte im November 2012 Jonah Sachs, Miterschaffer der Story of Stuff sein neues Buch „Winning the Story Wars“ vor. Aber auch der Austausch untereinander und die Vernetzung nach außen ist dem COLABOR wichtig. So wurde es zum Ende des Jahres besinnlich und gemütlich beim Abendplausch.
Viel passiert, und es wird mehr. Das COLABOR-Team ist motiviert und geht mit ambitionierten Plänen in das neue Jahr. Ziel für 2013 wird es sein, mit COLABOR noch mehr Anlaufpunkt für nachhaltig aktive Initiativen zu werden. Kein Wunder, dass im Januar bereits drei neue Interessenten ins das Gemeinschaftsbüro einziehen. Darunter IQ Consult aus Berlin, die Sozialunternehmer fördern und regelmäßig vor Ort in den Räumlichkeiten des COLABORs Events veranstalten werden. Auch die lokale Initiative „Kölner Sonntag für Nachhaltigkeit“ hat ihrem Weg zum COLABOR gefunden und baut aktuell die Zusammenarbeit aus. Als nächstes ist eine Themenwoche zu KoKonsum im Rahmen der Passagen geplant. Dazu wird es in Zusammenarbeit mit ökoRAUSCH eine Ausstellung geben, die sich mit dem Spannungsfeld von nachhaltigem Design und kollaborativem Konsum beschäftigt. Vor Ort werden Designer, die Produkte und Dienstleistungen rund um KoKonsum gestaltet haben sein.
Nachhaltig ist im COLABOR nicht nur das was täglich gedacht und getan wird, sondern auch das was vor Ort ist. Die Einrichtung, die Lebensmittel, die Materialien. Verantwortlich für das Interior Design, hat COLABORisten Katharina Schwartz eine smarte Lösung für die gleichzeitig stylischen wie flexiblen Möbel gefunden: Die Tischplatten stammen zum Teil aus einem alten Architekturbüro sowie einer lokalen Schreinerei aus Köln-Ehrenfeld. Sie können je nach Bedarf zusammengeklappt und beiseite geräumt werden. Die grünen Blechspinde wiederum stammen aus einer alten Motorenfabrik. Auch das knautschige, wahnsinnig bequeme Sofa ist ein altes Fundstück und bekommt im COLABOR ein neues Zuhause. Ganz zauberhaft sind die auf alte Europaletten beleuchteten Bilder der Düsseldorfer Fotografin Monika Kluz, die die hohen Wände schmücken.
Rundherum ist der Raum für Nachhaltigkeit schlicht und bietet „Raum“ für weitere Ideen. So wird dort seit kurzem das Regalsystem von Reditum ausgestellt und sinnvoll verwendet als offizieller FoodSharing Hot-Spot. Wenn man genau hinschaut entdeckt man ebenso Details wie recyceltes Klopapier auf der Toilette, Mülltrennung in der Küche und Energiesparlampen im Großraum. Klar für das COLABOR, nicht selbstverständlich für andere Gemeinschaftsbüros.
Für mich ist das COLABOR ein nachhaltiger Ort, weil Nachhaltigkeit dort gelebt wird. Der Prozess, das eigene Leben bewusst zu gestalten, fängt oft im Privaten an und findet im besten Fall seinen Weg bis hin ins Berufliche. Ein großer Schritt Richtung Nachhaltigkeit war für mich letztes Jahr der Wechsel vom festen Agenturjob zur Selbständigkeit. Der nächste Schritt ist für mich die Entwicklung eigener Ideen, Produkte und Orte, wie das COLABOR. Auf meinem persönlichen Weg in Richtung nachhaltiges leben und arbeiten, ob bei Transition Town Köln, Socialbar Köln oder im Gespräch mit befreundeten Aktivisten und anderen Sozialunternehmern, habe ich selber erfahren, wie wichtig es ist, einen zentralen Ort zu haben. Erst dort lassen sich Ideen gemeinsam entwickeln, Gedanken festhalten, erst dort kann man Worte zu Taten werdeb lassen und der Theorie ein Gesicht geben. Ein Ort hat etwas Festes, Verbindliches und gleichzeitig etwas Organisches, Wachsendes. Genau so habe ich es ich im COLABOR erlebt.
* Bilder von Colabor (Katharina Schwartz)
COLABOR | Raum für Nachhaltigkeit
Vogelsanger Str. 187
50825 Köln (Ehrenfeld)
Öffnungszeiten
Mo – Fr: 9 bis 18 Uhr
Sonderzeiten bei Veranstaltungen!
E-Mail:
Internet: www.colabor-koeln.de
Facebook: www.facebook.com/colaborkoeln
Twitter: www.twitter.com/colaborkoeln
Ein sehr schöner Bericht über einen sehr schönen Ort.
Vielen Dank lieber Marcel! Ich freu mich, dass Du mit dabei bist und wir dort zusammen noch mehr nachhaltig aktiv in Köln sein können. :-)