Nachhaltiger Tourismus auf der ITB 2015
Wer bewusst und nachhaltig lebt, der macht sich nicht nur Gedanken über den Alltag zu Hause, sondern auch über das Reisen außerhalb der eigenen vier Wände. Das fängt bei mir schon bei den Geschäftsreisen an: Erreiche ich meine Kunden konsequent mit der Bahn? Wieviele Stunden bin ich bereit länger zu fahren als zu fliegen? Nehme ich innerhalb der Stadt das Fahrrad oder die Bahn? Gibt es ein Bio-Hotel oder Hostel vor Ort bei einer Messe? Wie kann ich mich unterwegs vegetarisch und gleichzeitig Bio ernähren? Diese Fragen lassen sich in der eigenen Stadt noch relativ gut beantworten, unterwegs werden sie manchmal zur Herausforderung. Auch der Anspruch an den privaten Urlaub wächst. Was macht eigentlich nachhaltiges reisen aus? Und welche Möglichkeiten hat man bewusst unterwegs zu sein auch außerhalb von Deutschland? Letzte Woche war ich im Namen meines Reiseblogs Landlinien auf der weltweit größten Tourismusmesse ITB in Berlin unterwegs und hab mich in Sachen „nachhaltiger Tourismus“ schlau gemacht.
Bewusstsein für nachhaltige Reisen wächst
Nachhaltig zu reisen ist längst kein Sonderwunsch und auch keine Nische mehr. Laut einer Studie des Bundesumweltministeriums von 2014 achten 31 % der Deutschen auf die ökologische und 38 % auf die soziale Verträglichkeit ihrer Reisen. Besonders unter den Geschäftsreisenden gewinnt das Thema Nachhaltigkeit an Bedeutung: laut der Studie „Chefsache Business Travel 2014“ des Deutschen Reiseverbandes (DRV) legen 70 % bei ihrem Buchungen Wert darauf. 40 % sind es immerhin unter den Privatreisenden. Doch nicht nur wir als private Verbraucher, sondern auch Unternehmen und staatliche Institutionen beeinflussen die nachhaltige Entwicklung des Tourismus maßgeblich. In Deutschland beispielsweise engagiert sich der DRV seit 2009 in Form der dort größten Nachhaltigkeitsinitiative Futouris. Neben der Auszeichnung „EcoTrophea“ für aktive Initiativen, stehen die Verbesserung der Lebensverhältnisse, der Erhalt der biologischen Vielfalt und Umwelt-/Klimaschutz als Themen im Fokus von Futouris.
Reisen mit Zertifikaten und Siegeln auszeichnen
Viele Unternehmen greifen das Thema „nachhaltig reisen“ bereits in ihrem CSR (Corporate Social Responsibilty) Report auf und erweitern so ihren aktiven Handlungsspielraum. Neben dem Thema Mobilität und CO2 Ausgleich, worüber ich Ende 2014 bei Landlinien berichtet habe (CO2 kompensieren mit atmosfair), spielt die Wahl der Unterkunft eine wichtige Rolle. Vorreiter sind hier mit Sicherheit die Bio-Hotels mit aktuell knapp 100 Mitgliedern, aber auch die Plattform Viabono bietet eine Übersicht an ökologischen-fairen Unterkünften in Deutschland. Über Deutschland hinaus kann man bei bookdifferent und GreenHotelWorld nach alternativen Hotels suchen. Doch was macht eine Unterkunft nachhaltig? Und reicht hier die alleinige Bio-Zertifizierung aus? Mittlerweile gibt es weltweit über 140 Siegel, die nachhaltigen Tourismus auszeichnen. Ähnlich wie bei der Auszeichnung von Lebensmitteln stellt sich hier die Frage was hinter den Siegeln steckt und wie streng ihre Richtlinien sind. Eine sehr gute Übersicht dafür bietet der „Wegweiser durch den Labeldschungel 2014“ von Tourism Watch und ECOTRANS.
Nachhaltig unterwegs mit einem Anbieter
Einen ersten Eindruck wie nachhaltig das eigene Unternehmen bereits ist (ob Reiseveranstalter,-büro oder Hotel), kann man beim „TourCert-Check“ der gleichnamigen gemeinnützigen Gesellschaft für Zertifizierung im Tourismus prüfen. Ähnliche Bemühungen in diese Richtung streben speziell Reiseunternehmen mit Fokus auf umwelt- und sozialverträgliche Reisen an. Ein Großteil derer bündelt der Verein forum anders reisen mit aktuell etwa 130 Mitgliedern. Aber auch weitere Reiseveranstalter, wie z.B. weltweit wandern oder vamos, stellen das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus ihrer Reisen und bieten – mit zusätzlich unterschiedlichen Schwerpunkten – Urlaubsideen dazu an.
Meine Eindrücke auf der ITB 2015
Auf der ITB begegne ich dem Thema „nachhaltig reisen“ und „Öko-Tourismus“ auf unterschiedliche Art und Weise. Persönlich lerne ich gleich zu Beginn Nicholas Cowie – General Manager von PEAK – kennen, eine Serviceagentur aus Australien, die weltweit Veranstalter und Destinationen zusammenbringt und alternative Reiseveranstalter wie z.B. die Intrepid Group begleitet. Der Fokus von PEAK liegt vor allem darauf, Nachhaltigkeit als Instrument für das jeweilige Land zu verstehen und Maßnahmen, Geldströme und Förderungen „richtig“ zu lenken, d.h. zum Vorteil der Natur, Gesellschaft und Wirtschaft vor Ort. Ähnliche Gedanken – wenn auch mehr aus lokaler als aus weltweiter Sicht – tausche ich mit den Geschäftsführern der Regionen Sterzing und Jochtal in Südtirol und dem Stubaital aus. Nachhaltiger Tourismus hat sich auch hier zu einer Art Werkzeug entwickelt um alte Traditionen, lokale Kultur und einzigartige Natur zu schützen – sei es durch Angebote von Natururlaub, den Standards in Almhütten oder der Förderung von Forschungsprojekten. Diese Ausrichtung erlebe ich als eine bewusste Entscheidung gegen Massentourismus, für mehr Qualität und individuelles Erlebnis, was mich auch im Nachgang sehr begeistert. Einen ähnlichen Ansatz konnte ich bereits auf meinen Reisen durch Graubünden entdecken.
Etwas anders wird das Thema nachhaltiger Tourismus in Thailand verstanden und umgesetzt. Hierzu höre ich mir einen Vortrag an, bei dem unter anderem die „Green Leaf Foundation“ ihre Standards und Zertifizierung von entsprechenden Hotels vorstellt. Dabei geht es maßgeblich um die grüne Ausrichtung von Hotels, angefangen von Energieverbrauch über Mitarbeiterschulung bis Verwendung von Materialien. Eine weitere Initiative des Tourism Authority of Thailand ist „7 Greens“, ein Portal mit grünen Anbietern aus 7 verschiedenen Bereichen wie z.B. Sehenswürdigkeiten, Aktivitäten und Unterkünfte. Als gesamte Region engagiert sich in Sachen Nachhaltigkeit besonders Krabi im Süden Thailands. Unter dem Motto „Krabi Green Future“ wird für das Jahr 2015 beispielsweise ein Projekt zur Bewahrung der Mangrovenwälder gefördert. Das macht mich besonders neugierig weshalb mich weiter zu dem Thema schlau mache.
Mein Fazit und zukünftige Reisen
Nach meinem persönlichen Verständnis bedeutet nachhaltiges reisen…
Entschleunigung, Verzicht von Konsum und materiellen Dingen, einfaches Leben, raus aus einer digitalen Umgebung – rein in die Natur, sich wieder bewusst erleben, Menschen & andere Kulturen kennenlernen, die eigene Engstirnigkeit verlassen, sich global vernetzen, dem Leben begegnen und Geschichten davon erzählen
Mit diesen Gedanken mache ich mich auch dieses Jahr auf die Reise und werde über meine Eindrücke in meinem Reiseblog Landlinien berichten. Das Thema Nachhaltigkeit wird dabei, wie auch in meinem Alltag, eine zentrale Rolle spielen und mich begleiten. Konkret geht es als nächstes in den äußersten Süden Spaniens an die Costa del Sol zum wandern auf dem Caminito del Rey. Weiter geplant ist ein Streifzug durch Rotterdam auf Entdeckungstour von „grünen Projekte“ und alternativen Orten. Außerdem liebäugele ich mit einer Wanderung entlang der 350km langen „Rota Vicentina“ im Süden von Portugal entlang der Küste oder durch den angrenzenden Nationalpark. Es bleibt also (ent)spannend!
Trackbacks & Pingbacks
[…] Die Reise zur ITB in Berlin glich schon fast einer kleinen Geschäftsreise. Mein Laptop musste auf jeden Fall mit, Smartphone und Kopfhörer auch, außerdem mein Notizbuch und ein Buch zum Lesen, sowie warme Klamotten für 3 Tage. Am Bahnhof kommen dann noch 2 Zeitschriften, Obst und eine Flasche Wasser dazu. Genug Gepäck für einen kleinen Koffer, zuwenig Gepäck für meinen großen Wanderrucksack. Auf der Suche nach einer passenden Alternative, die einiges an Gepäck tragen kann und gleichzeitig chic genug für einen Geschäftstermin ist, bin ich bei der Track Jack Collection von Crumpler hängen geblieben. Als eine bunte Mischung aus Laptop-Tasche und Reisegepäck kommen sie daher, die Track Jacks – mal kompakt klein für wenige Tage oder ausladend groß für eine längere Reise. Für meinen Zweck, übers Wochenende reisen und in der Stadt vom Büro zum Kunden, schien mir der Track Jack Barrel Backpack am besten geeignet. In Berlin testete ich meinen neuen Begleiter zum ersten Mal, ständig an meiner Seite auf der ITB und in der Stadt. […]
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