ökoRAUSCH Symposium: Die Bedeutung von nachhaltigem Design

ökoRAUSCH Symposium 2014

Auch in diesem Jahr fand wieder das ökoRAUSCH Symposium im Rauten-Strauch-Joest-Museum statt. Die Fachtagung spricht mit ihrem Tagesprogramm und den qualifizierten Referenten vor allem Menschen aus der Design- und Kreativszene an. Dementsprechend nahmen vor allem Designer am diesjährigen Symposium am 29. September 2014 teil. Neben Denkanstößen zu der Frage was nachhaltiges Design im alltäglichen Gestaltungsprozess bewegen kann, stand in diesem Jahr vor allem die interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb der Teilnehmer im Vordergrund. Die Vorträge der insgesamt drei Referenten wurden mit kleineren Team-Übungen und Workshops ergänzt, so dass der Tag eine sehr gute Abwechslung von Theorie und Praxis bot. Mit der Frage wie ich nachhaltiges Design in meiner täglichen Arbeit umsetze und in welcher Form ich Menschen zu bewusstem Handeln bewegen kann, lausche ich den Vorträgen beim Symposium sehr aufmerksam und lasse meine Gedanken reifen.

 

ökoRAUSCH Symposium: Ursula Tischler (Econcept)Ursula Tischler (Econcept)

Ursula Tischler von econcept gibt dem Publikum eine sehr gute und kompakte Einführung in das Thema „Was ist nachhaltiges Design?“. Aus ihrer Sicht ist die Voraussetzung für „richtiges“ nachhaltiges Design die präzise und ganzheitliche Auseinandersetzung mit aktuellen Standards, um so neue Ideen und Innovation entwickeln zu können. Als Designer sollte man sich zu Beginn eines Projektes konkrete Fragen stellen und konzentriert am Konzept arbeiten. Welches Problem könnte mein Produkt oder Projekt lösen? Wie kann ich Menschen zu nachhaltigem Handeln motivieren?

Verhaltensänderung funktioniert aus ihrer Erfahrung in 4 Schritte:
Bewusstsein > Motivation > Möglichkeiten > positive Verstärkung.

Design können wir nutzen, um diese vier Aspekte der Verhaltensänderung zu beeinflussen. Als nachhaltig aktive Designer haben wir daher die Aufgabe innovative Produkte zu gestalten und das Verhalten der Konsumenten langfristig zu ändern. Ursula Tischler betont auch, dass es in Zukunft mehr um die Gestaltung von Systemen geht als um die reine Gestaltung eines physikalischen Produktes. Als Beispiel dafür nennt sie die rent-a-box Büroräume und Initiativen wie den Recycling FlashMob. Beide Projekte sind Teil der aktuellen und immer stärker werdenden „Collaborative Consumption“ Bewegung.

 

ökoRAUSCH Symposium: Sophia Becker (Umweltpsychologin)Sophia Becker (Umweltpsychologin)

Ganz besonders freue ich mich beim diesjährigen Symposium auf Sophia Becker, die sich aus Perspektive der Wissenschaft die Zusammenhänge zwischen Umwelt und Mensch erforscht. Bereits 2012 auf der ökoRAUSCH hielt sie einen Workshop zum Thema „Psychologie des Wandels“. Die Grundidee dieses Modells war für mich damals der Anstoß für das Format WERTE&WANDEL, das ich kurze Zeit später mit Kollegin Dorle Schmidt gründete. Auch in diesem Jahr beschäftigt sich Sophia Becker wieder mit dem Thema „nachhaltiges handeln“ und stellt unter anderem „die 6 psychischen Ressourcen für Nachhaltigkeit“ vor. Aus ihrer Sicht sind diese die Voraussetzung um überhaupt nachhaltig handeln zu können.

  1. Genuss
    Alle Sinne ansprechen und das was wertschätz weiter verstärken
  2. Achtsamkeit
    Fokus auf den gegenwärtigen Moment
  3. Selbstakzeptanz
    Annehmen aller Eigenschaften der eigenen Person
  4. Selbstwirksamkeit
    Grundgefühl die eignen Ziele bewältigen zu können; das Gegenteil von Ohnmacht
  5. Sinnkonstruktion
    Bedeutung im eignen Handeln; Sinn und Werte verbinden
  6. Solidarität
    Verantwortung für das Wohlergehen anderer 

Möchte man Menschen zu nachhaltigem handeln motivieren, so sollte man sich auf diese 6 miteinander verbundenen und aufeinander aufbauenden Ressourcen berufen, so die Umweltpsychologin. Das zeigt, dass die Verhaltensänderungen nicht nur alleine durch Bewusstsein und Einsicht erfolgt. Beispielsweise wird das Umweltbewusstsein mehr und mehr zur gesellschaftlichen Norm, so dass augenscheinlich kein aktives Ändern des Verhaltens notwendig wäre. Als Inspiration für diesen Vortrag diente ihr übrigens das Buch „Die Psychologie der Nachhaltigkeit“ von Marcel Hunecke.

Wer ist eigentlich für nachhaltiges handeln verantwortlich? Und ist Nachhaltigkeit eine neue Ideologie?

ökoRAUSCH Symposium: Genuss im AlltagWelche Rolle spielen diese Ergebnisse für uns als Designer? Eine Menge, denke ich, denn wir können Handlungsprozesse aktiv (mit)gestalten. Gerade wenn wir uns mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen, stellt sich immer wieder die Frage: „Wie motiviere ich den Endkunden/ Konsumenten/ Nutzer zu einem besseren, nachhaltigen Verhalten?“ Es ist spannend zu beobachten wie weit wir bereits in Sachen Bewusstsein für Umwelt, Tier und Mensch gekommen sind in den letzten 2-3 Jahren. Doch dass dies steigerungsfähig und noch lange nicht ausreichend ist für einen „großen Wandel“ wissen wir auch. Daher sollte man auch immer vom Individuum zum Kollektiv denken, rät Sophia Becker, und Entscheidungssituationen so gestalten, dass das finale handeln einfach wird. Ein simples Beispiel dafür sind Standardeinstellungen beim drucken; schwarz-weiß und beidseitig statt farbig und Einzelseiten. Diese „kleine“ Idee könnte ein Anstß sein.

 

ökoRAUSCH: Dr. Nikolaus Marbach & Malte Koslowski (EcoDesignTool)Dr. Nikolaus Marbach & Malte Koslowski (EcoDesignTool)

Einen weiteren interessanten Ansatz wie man das Thema Ökologie in den Design- bzw. Entwicklungsprozess eines nachhaltigen Produktes integrieren kann, präsentieren Dr. Nikolaus Marbach und Malte Koslowski mit ihrem EcoDesignTool. Aufgebaut wie eine Art Farbfächer, strukturiert das Tool ökologisch relevante Kriterien (insgesamt 40 Stück) und stellt sie in Beziehung zueinander. So kann ein Designer, alleine oder im Team, den Gestaltungsprozess besser strukturieren und Bereiche, die er vielleicht vorher nicht beachtet hat, neu beleuchten. An diesem Tag untersuchen wir mit Hilfe des EcoDesignTools vier ausgewählte Produkte bzw. Ideen und versuchen sie gemeinsam zu optimieren. Interessant ist dabei, wie unterschiedlich die Teilnehmer mit dieser neuen Art zu arbeiten umgehen und welche Ergebnisse dabei herauskommen.

 

ökoRAUSCH Symposium: Caspar Siebel (Service Designer & Trainer)Caspar Siebel (Service Designer & Trainer)

Frischen Wind in den gesamten Tag bringt Moderator und ebenfalls (Service) Designer Caspar Siebel. Auch er kennt die Seite des Jungunternehmertums mit all seinen Facetten, so hat er den Impact Hub in München mit gegründet. Mit uns geht er der Frage nach „Was bedeutet Nachhaltigkeit für Dienstleistungsunternehmen?“ und inszeniert kleinere Workshops, die wir alle tatkräftig und kreativ umsetzen müssen. Im Dialog und fast wie beim Impro-Theater, konzipieren wir ein Unternehmen neu, das nachhaltig funktionieren soll. Methoden wie „ja genau“ statt „ja aber“ zu sagen im schnellen Schlagabtausch miteinander, bringt uns nicht nur ungeheuer zum lachen, sondern auch erstaunlich kreative Ideen zu Tage.

Mehr über die ökoRAUSCH und ihrer Referenten

http://www.oekorausch.de
http://www.econcept.org
http://sophiabecker.wordpress.com
http://www.ecodesigntool.com
http://www.casparsiebel.com

Impressionen des ökoRAUSCH Symposiums 2014

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