Rückblick 2016 mit Vorsatz

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Auszeit im Alltag

Was für ein Jahr… müsste ich ein Resümee ziehen und in wenigen Worten beschreiben wie 2015 für mich war, dann würde ich sagen: herausfordernd. Ich bin in fast allen Bereichen meines Lebens, oder besser gesagt in meiner Komfortzone, mal mehr mal weniger an meine persönlichen Grenzen gestoßen. Die für mich dabei schwierigste war – und ist immer noch – die der Gesundheit. Seit Anfang des Jahres begleiteten mich körperliche Beschwerden, die ich nicht eindeutig einordnen konnte. Nach verschiedensten Untersuchungen, viel eigener Recherche und noch mehr Gesprächen mit Fachärzten und Alternativmedizinern, befand ich mich in einem einzigen Symptomchaos.

Ich fing an anderen mehr zu glauben als mir, ignorierte mein Bauchgefühl und machte einfach weiter. Ein komisches Gefühl in mir blieb, so als würde eine kleine Bombe innerlich weiter ticken. Um so heftiger ergriff mich dann im November eine Diagnose, die ich von Anfang an vermutet hatte: Endometriose. Zu diesem Zeitpunkt war die Krankheit nun leider schon soweit fortgeschritten, dass mir geraten wurde diese so bald wie möglich operieren zu lassen. Überfordert mit diesem Statement, der „Drohung“ was passieren würden wenn ich NICHT operieren würde, den Folgen WENN ich operieren würde und mit vielen diffusen Details über eine Krankheit, die bei jeder Frau anders und damit nie gleich verläuft, schien sich der Erdboden unter meinen Füßen aufzulösen. Was passiert da gerade in meinem Leben? Und was soll mir das sagen?

Kontrolle aufgebenKontrolle aufgeben

Wenn einem von heute auf morgen die Kontrolle über den eigenen Körper entzogen wird, wenn man nicht mehr bestimmen kann was man wie und wo isst, wenn täglich andere Stellen im Körper schmerzen, wenn man von der Meinung anderer abhängig ist und es (noch) nicht besser weiß… dann kann man sich letztlich nur darauf einlassen. Selten hat mich etwas mehr herausgefordert Vertrauen und Geduld zu haben, wie diese Krankheit. Zugegeben, Wissen ist in diesem Fall wirklich Macht und hat mir ungemein geholfen die richtigen Fragen an die richtigen Menschen zu stellen, kritisch zu sein und selbstbewusst „Nein“ sagen zu können. Doch am Ende des Tages bist Du alleine mit Deinem Körper, da nützt Dir auch all das Wissen nicht. Der Körper ist sensibles System und ein komplexes Zusammenspiel aus Funktion, Emotionen und Energie. Wer meint seinen Körper nur von außen durch gesunde Ernährung und Sport zu stärken ist auf einem guten Weg, lässt aber wichtige Faktoren außen vor. Ich konnte förmlich dabei zu sehen wie meine Emotionen diese Krankheit beeinflusst haben und welche Gedanken und Handlungen mir Energie zugefügt oder entzogen haben. Paradoxerweise schließt sich hier für mich ein Kreis, den ich vor etwa 7 Jahren angefangen hab zu „zeichnen“. Nach dem Tod meines Vaters und dem bis dato intensivstem Grenzgang meines Lebens, suchte ich nach Trost und fand inneren Frieden im Yoga.

YogaMob Veedelfunker Ehrenfeld (Foto © we are city)Heilung durch Yoga

Meine Yogapraxis wurde ein fester Bestandteil meines Lebens und wurde zu einem stabilen Fundament, auf das ich mich seither und immer wieder besinnen kann. Ich „heilte“ mich selbst, indem ich meine damaligen permanenten Rückenschmerzen durch regelmäßiges Yoga in den Griff bekam, lernte mich zu öffnen und emotional weicher zu werden, nahm die Schwankungen in meinem Leben nicht mehr so ernst und ließ mich vertrauensvoll vom Leben mitziehen. Seit September 2015 setze ich mich noch intensiver mit den Hintergründen dieser jahrtausendealten Tradition auseinander und lerne wie ich dieses Wissen an Andere weitergeben kann. Fast schon auffällig, dass mich mitten in meiner Yogalehrerausbildung diese konfuse Krankheit einholt und mich auf ein Neues herausfordert. Ich nehme es tatsächlich als Herausforderung war, weil all das, was Yoga uns beibringen soll, jetzt gerade mit mir passiert.

Man sagt ein Ziel des Yoga ist es, das Ego aufzugeben, sich zu mit dem Göttlichen zu verbinden und die Dualität von Körper und Geist aufzulösen. Meine Yogalehrerin Birgit erzählte einmal, dass die Asanas ursprünglich unter anderem dazu dienten den Körper zu überlisten, ihn zu überwinden um sich „frei“ davon zu machen. Es ist eine ungeheure Herausforderung sich frei von seinem Körper zu machen, wenn er schmerzt oder nicht mehr so gut funktioniert wie zuvor. Man wird verleitet den Zustand des Körper permanent zu überwachen und zu bewerten. In unserer westlichen Gesellschaft gibt es wenig Raum für Auszeiten und Aushalten, so scheint mir. Wenn ich nicht funktioniere, habe ich direkt ein Problem. Ich könnte mich von meinem Körper mitziehen und meinen Geist traurig und ärgerlich werden lassen. Ich kann es aber auch einfach lassen und mir klar machen, dass der Schmerz nur in meinem Körper ist und mein Geist unverändert bleibt. Das ist für mich praktisches Yoga.

Auf dem Yoga Pfad8 Schritte auf dem Yoga-Pfad

Patanjali* beschreibt in den Yoga-Sutren 8 Stufen auf dem Weg zu Erleuchtung (Samadhi), zu eben dieser Aufhebung des Dualismus. Diese Erleuchtung wird aber nicht von alleine passieren und Yoga ist kein Zauberwerk. Es ist ein Weg, der mit einem ersten Schritt beginnt. Bevor es an die Ausübung der eigentlichen Asanas geht, die wir heute weit verbreitet in Form des körperlichen Hatha Yoga kennen, gibt es noch 2 Stufen, die aus meiner Sicht jeder – bevor er sich auf die Matte stellt – zumindest kennen und vielleicht auch für sich überprüft haben sollte. Die Yamas und Nyamas. Sie beschreiben jeweils 5 Handlungsempfehlungen im Umgang mit Anderen (Yamas) und im Umgang (Nyamas) mit sich selbst. Warum sind diese so wichtig? Sie bereiten einen selbst vor, so dass der Körper und Geist bereit ist um die Wirkung des Yoga überhaupt aufnehmen zu können.

Trennen von MateriellemAparigraha: Nicht-Festhalten-Wollen

Vor dem Hintergrund meiner Krankheit und den daraus gefolgten Umständen, nehme ich mir das neue Jahr 2016 zum Anlass auszusortieren und klar zu werden. Ich beschäftige mich dabei verstärkt mit „Aparigraha“, dem sich Freimachen vom Materiellem und Horten von Dingen, eines der 5 Yamas. Schnell habe ich zu spüren bekommen, wie Besitz und Materielles zur Last statt zur Sicherheit werden können. Als Selbständige für einen längeren Zeitraum krank zu sein, könnte schier ein vorläufiges Ende des Jobs bedeuten. So einfach ist das. Wenn man jetzt tönt das sei Quatsch und man kann für alles vorsorgen, dann muss ich (tut mir leid) erstmal lachen. Es ist defacto ein Balanceakt und ein Thema, über das ungerne offen gesprochen wird. Ohne weiter ins Detail zu gehen was daran so schwierig ist und meine Energie für dieses krude System zu verschwenden, habe ich geschaut wie ich die materielle Last von meinen Schultern bewegen kann. Im Prinzip ist es ganz einfach: ich trenne mich von ihr.

Mein Motto für nächste Jahr wird sein: Aussortieren, frei machen, leer werden.

Vorsätze für 2016 machenMein Vorhaben für 2016

Jeden Monat werde ich mir ein neues, eigenes Thema vornehmen, Ziele setzen und diese innerhalb der 4 Wochen umsetzen. Den Anfang macht im Januar das Thema „Aussortieren“. Dinge, die ich über die Jahre angesammelt und gehortet habe, werde ich Stück für Stück aus meiner Wohnung entsorgen. Der Plan ist Stück für Stück zu entrümpeln (von Kleidung über Bücher bis Kleinteile und Möbel) bis ich mich später im Jahr von meiner Wohnung trennen und mich verkleinern werde. Frustration oder Wehmut darüber? Kein bisschen. Ich kann es kaum erwarten mich zu erleichtern! Also, auf geht´s in kleinen Schritten. Meine Erfahrungen über dieses Vorhaben werde ich dann Ende jeden Monats hier im Blog beschreiben. Vielleicht habt ihr ja Lust mitzumachen?!

In diesem Sinne: einen guten Rutsch ins neue Jahr Euch!

 

* = indischer Gelehrter und Verfasser der Yogasutra (dem klassischen Leitfaden des Yoga), wird auch als der „Urvater des Yoga“ bezeichnet, Lebzeit zwischen dem 2. vor und dem 4. Jahrhundert nach Christi

 

6 Kommentare
  1. Birgit Eder sagte:

    Hi Dani!

    Krank zu sein ist immer eine Herausforderung, ich wünsche dir gestärkt daraus hervor zu kommen.
    Mit dem Krankwerden und selbständig sein, das ist schon sehr schwierig… Kann Mann/Frau sich kaum leisten.
    Das mit dem Entrümpeln, da bin ich auf deinem Weg. Ich miste jede Woche 10 Dinge aus und möchte danach auch mich verkleinern u vor allem verbilligen. Die Wohnungskosten in Salzburg fressen mich auf!

    In diesem Sinne, alles, alles Gute und schreib weiterhin so schöne Texte.

    Drücke dich. Bis irgendwann.
    Birgit

    Antworten
    • Daniela Klütsch sagte:

      Huhu Birgit,

      und vielen Dank für Deine lieben Worte! Das mit den Wohnungskosten in Köln ist ähnlich dramatisch und etwas was ich einfach nicht mehr bereits bin zu tragen. Daher auch die Verkleinerung. Das Trennen von Materiellem gibt mir Leichtigkeit und einen klaren Blick auf das was wirklich wichtig ist, wie eben die eigene Gesundheit. Ich hoffe, dass ich mit meinen Gedanken noch mehr Menschen anstecken und motivieren kann jeden Tag bewusst zu leben. Dabei freu ich mich sehr über Dich als treue Leserin und Stimme aus Salzburg :-)

      Alles Gute Dir, für das neue Jahr und Deine kommenden Reisen!

      Bis bald & Drücker aus Köln
      Danni

      Antworten
  2. knut sagte:

    hi daniela,

    bin auf deinen blog durch zufall gestossen, weil ich nach dem zeit artikel yoga mit jesus online gesucht hatte., da ich derzeit einen essay ueber religion & rituals schreibe. du hast dazu 2012 einen tollen kommentar geschrieben und ich habe hier weitergelesen.

    ich finde es toll dass du dich auch mit dem philosophischen konzept von yoga beschaeftigst. das machen wenige. ist aber notwendig, um zu wachsen.

    du schreibst, dass du bereits meditierst. ich bin zu dieser praxis erst vor kurzem bei einem workshop gestossen und mir wurde dieses buch empfohlen: The Mindfulness Revolution. ein toller sammelband kurzer texte von aerzten, therapeuten und meditationspraktikern aller berufsrichtungen, die ueber einen aspekt der meditation schreiben. ein text ist von vidyavamla burch zu Living Well with Chronic Pain und erklaert Buddhas Fabel der zwei pfeile. ich denke, dass dich dieser text interessieren wird.

    zu deinem 2016 vorsatz habe ich vor einiger zeit einen netten TED talk gesehen: http://www.ted.com/talks/graham_hill_less_stuff_more_happiness

    liebe gruesse aus shanghai,
    knut

    Antworten
    • Daniela Klütsch sagte:

      Hallo Knut,

      ich freue mich sehr, dass Du den (ich wollte fast schreiben „langen“) Weg zu mir in den Blog gefunden hast, gerade zu diesem Thema :-)

      Sowas freut mich immer am Meisten. Den Artikel habe ich damals besonders von Herzen geschrieben, genau wie „Rückblick mit Vorsatz“. Zu meinem Verständnis von Yoga gehört auch dazu, dass ich nicht nur die Philosophie lese, sondern sie erfahre. Erst dann bin ich wirklich aufnahmefähig und bereit für die ganzen Asanas und die Meditation (ganz nach Patanjali). Das Ganze ist für mich allerdings gar nicht so abstrakt und esoterisch wie einigen vielleicht meinen mögen. Yoga findet jeden Moment, jeden Tag statt. Meine Aktion „aparigraha“ ist ein Teil des gelebten Yogas für mich. Man könnte auch einfach „Minimalismus“ dazu sagen… das ist ja das Schöne daran: es ist jedem bekannt.

      Das TED Talk Video von Graham Hill bringt es sehr schön auf den Punkt. Danke dafür! Ich bin mittlerweile schon einen Schritt weiter und habe das Herzstück meiner Sammelleidenschaft aussortiert: meine Erinnerungskisten. Darüber habe ich auch schon berichtet und hoffe den ein oder anderen mit der Idee anstecken zu können.

      Vielen Dank für den Buch-Tipp „The Mindfulness Revolution“. Ich hab direkt mal bei Amazon reingeblättert und es auf meine Wunschliste gepackt. Ich habe dieses Jahr intensiver anfangen zu meditieren und nähere mich so langsam dem Thema. Zugegeben, es fällt mir noch schwer. Daher bin ich sehr dankbar über gute Literatur und einen Weg mich dem zu nähern. Meditation wird aber auch noch ein Extrathema in unserer Yogalehrerausbildung sein. Heute geht´s wieder los: Wochenende Nummer 4 :-)

      Knut, lieben Dank Dir für die persönlichen Worte und Dir und Deiner kleinen Familie alles Gute in Shanghai!

      Liebe Grüße aus Köln,
      Danni

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  2. […] auszusortieren, materiell als auch gedanklich. Einige Ereignisse im letzten Jahr haben mich im Rückblick 2015 weiter bestärkt. Bei dieser Aktion machen im Januar meine persönlichen Erinnerungskisten den […]

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