Solidarität in Zeiten von Corona
Vergangenen Mittwoch ist das eingetreten, was wahrscheinlich die gesamte Bevölkerung alles andere als gehofft hat: ein weiterer Lockdown legt Deutschland lahm. Zunächst bis Ende November, heißt es. Getroffen hat mich diese Nachricht wie aus dem Nichts, da ich seit geraumer Zeit aufgehört habe Medienberichten geschweigen den Social Media News rund um Corona meine Aufmerksamkeit zu schenken. Die Art wie öffentlich miteinander umgegangen wird und Kritik an den Maßnahmen der Regierung angegangen wurden, haben mich dazu bewogen mich privat von Facebook zu verabschieden, was ich bis heute kein bisschen bereue.
Lockdown – für alle gleich?
An der Nachricht über einen neuen Lockdown kam ich dann allerdings nicht vorbei, zumal mich und einige meiner Kunden und Kollegen direkt betrifft. Und so kam es dann auch. In der Pressekonferenz vom 28. Oktober 2020 wurde beschlossen, dass u.a. Kultur-, Gastronomie- und Sportbetriebe bis Ende November schließen müssen, Yoga eingeschlossen. Dass es funktionierende Hygienekonzepte seitens der Betriebe gab, dass dafür extra investiert wurde, trotz bereits finanzieller Engpässe, dass die Infektionsherde des Virus nicht nachweisbar in diesen Branchen zu verzeichnen sind, spielt für diesen Entschluss keine Rolle. Es heißt dieser Lockdown sei eine „gemeinsame Kraftanstrengung“. Ist das so? Ist die Anstrengung, die mit diesem Lockdown verbunden ist, tatsächlich für alle gleich?
Der Mittelstand kippt hinter über
Was ich sehe, sind kleine bis mittelständische Betriebe, denen nicht nur die Puste, sondern auch die finanziellen Mittel ausgehen, um diesen Stillstand zu meistern. Ich sehe Künstler und Kulturschaffende, die das gesamte Jahr über für ein Minimum gearbeitet haben und jetzt auf Sozialhilfe angewiesen sind. Ich sehe Sportstätten, Yogastudios und Trainer, die einen wichtigen Beitrag leisten, damit jeder Einzelnen sich durch Bewegung und Entspannung gesund halten kann, und die jetzt schließen müssen. Und ich sehe Solo-Selbständige, Dienstleister so wie mich für die der Satz von Bundeskanzlerin Angela Merkel „Niemand, ob Gastronom oder Fitnessklubleiter, wird mit seinem Einnahmeausfall in diesen nächsten vier Wochen allein gelassen.“ ins Leere geht, weil wir nicht nach einem Raster funktionieren. Unsere Umsätze schwanken, je nach Auftragslage. Uns bringt ein 75 % Lohnausgleich aus dem Vorjahresmonat nichts, wenn wir genau in diesem Zeitraum einen Umsatz hatten. Uns bringt auch eine Überbrückungshilfe nichts, weil wir keine hohen laufenden Kosten haben und wir unseren Umsatz „nur“ für unser Leben brauchen.
Was mir fehlt, ist eine Lobby, die für alle diejenigen, deren einzelne Meinung zu leise ist, die Stimme erhebt.
Denn dieser Lockdown bedeutet weit mehr als „einen Monat mit aller Konsequenz durchhalten“ und auf die schönen Annehmlichkeiten zu verzichten. Jetzt ist es nur ein Verzicht von einem Monat, doch zieht sich der Lockdown noch länger, könnte dies aus meiner Sicht ein Verzicht mit Dauer sein, da es ein Großteil der Kultur-, Gastronomie- und Sportbetriebe nicht überstehen wird.
Was bedeutet Solidarität wirklich?
Heißt Solidarität demnach wirklich nur zu Hause zu bleiben und alles einzuschränken, wenn dadurch ein Teil der Gesellschaft ihre Existenz verliert? Ist es das hier alles wirklich noch ein gemeinsamer Kraftakt, oder ist unsere Gesellschaft längst gespalten?
Aus dem „ICH“ ein „WIR“ machen
Diese Gedanken tragen mich durch die folgenden Tage, während ich versuche neue Wege für mein Unternehmen zu finden, kreativ statt depressiv zu sein und Hoffnung zu spenden. Ja, es ist ein Kraftakt, den ich persönlich, wir als Familie und jeder einzelne von uns auf unterschiedliche Weise bewerkstelligen muss, und dabei sind wir nicht alleine. Wir können und gegenseitig unterstützen, indem wir erkennen, dass alles miteinander verbunden ist und es kein „der Andere“ sondern nur ein „wir“ gibt. Von dieser Krise sind wir alle betroffen. Wenn ich persönlich etwas mehr habe, kann ich es abgeben und bekomme dieses Geben auch wieder zurück. So die Idee der Karma-Lehre. Wir können weiter lokal einkaufen und kleine Geschäfte unterstützen, statt bei Online-Riesen zu bestellen. Wir können ab und an Essen bei den Restaurants bestellen, bei denen wir sonst vor Ort Gast waren. Wir können bezahlte Veranstaltungstickets ruhen lassen und Künstler digital unterstützen. Wir können weiter rausgehen, frische Luft atmen und zu aller gemeinsamen Gesundheit die eigene stärken.
Kommt gesund und entspannt durch die Zeit!
(Bild © freepik)
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